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Die Grenzen der alpinen Geschwindigkeit verschieben: FKTs in den Alpen

Fastest Known Times sind eine moderne Sicht auf einen alten Instinkt: die Geschwindigkeit gegen Gelände und Wetter zu testen. Ob Trailrunning, Skihochtouren, Ultra-Cycling oder alpines Klettern – ein FKT ist eine klare Methode, eine rohe, oft kühne Frage zu messen: Wie schnell kann eine bestimmte Route unter anerkannten Regeln und Bedingungen bewältigt werden?

Die Alpen eignen sich besonders gut für das FKT-Phänomen. Grate und Pässe bündeln die Anstrengung in messbare Höhen- und Horizontaldistanzen; Gletscher und Schneefelder führen zu saisonalen und modalitätsbedingten Variationen (Laufen vs. Skifahren); und die lange Geschichte klassischer Durchquerungen und Nordwände bietet Athleten ein fertiges Set an „Benchmarks“ – die Haute Route, den Tour du Mont Blanc, die GR-Routen, die Route des Grandes Alpes und die sechs großen Nordwände. In den letzten zehn Jahren haben Fortschritte in leichter Ausrüstung, GPS-Navigation und Logistik zuvor mehrtägige Ziele in Tages- oder Ein-Nacht-Etappen komprimiert und eine neue Leistungsebene geschaffen, die sich faszinierend und manchmal unbequem zwischen Rennen, Abenteuer und Alpinismus bewegt.


Mont Blanc: das Ziel, das ständig neu gemessen wird

Der Mont Blanc war schon immer sowohl ein Gipfel als auch ein Maßstab. Für FKTs ist sein Interesse teilweise quantitativ (Entfernung und Höhenmeter von Chamonix) und teilweise situationsbedingt: Die Gletscher und Seracs des Berges ändern sich von Jahr zu Jahr, und die gewählte Linie macht einen enormen Unterschied.

Zwei der klarsten jüngsten Maßstäbe stammen aus dem Mai 2025. Am 24. Mai 2025 absolvierte Benjamin Védrines die Rundtour von der Kirche in Chamonix zum Gipfel und zurück – über den Grands Mulets-Zustieg – in 4:54:41. Védrines’ Leistung war sowohl aufgrund der Zeit als auch der gemischten Herangehensweise (Laufen, Skihochtouren und schnelle Übergänge) bemerkenswert. Fastest Known Time+1

Früher im Monat, am 16. Mai 2025, stellte Élise Poncet einen neuen Frauen-FKT für dieselbe Rundtour auf Skiern auf: 6:54:47. Ihr Lauf wurde breit berichtet und ist bemerkenswert, weil er deutlich schneller war als frühere Frauen-Skiversuche und zeigt, wie der Ski-Modus neu definiert, was „schnell“ auf dem Mont Blanc bedeuten kann. Fastest Known Time+1

Der Kontext ist entscheidend: Kilian Jornets berühmte Fußaufstiege auf den Mont Blanc in den 2010er Jahren erzielten Zeiten in derselben Größenordnung (etwa fünf Stunden für eine Chamonix–Gipfel–Chamonix-Rundtour, abhängig von Route und Saison), aber der Vergleich eines Ski-FKT mit einem reinen Fuß-FKT ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen, sofern die Disziplin nicht angegeben ist. FKTs in den Hochalpen erfordern daher präzise Regeldefinitionen: Startpunkt, Zielpunkt, Routenvarianten und zulässige Unterstützung. Der Mont Blanc treibt diese Diskussion besonders, da Bedingungen (Schneedecke, Serac-Gefahr, Gletscherspalten) sowohl Geschwindigkeit als auch Sicherheit beeinflussen. Fastest Known Time+1


Lange Traversierungen: der GR5 / Grande Traversée des Alpes

„Geschwindigkeit“ auf langen alpinen Routen ist ebenso eine logistische Kunst wie körperliches Talent. Die Grande Traversée des Alpes (GTA) — der südliche Abschnitt des GR5 von Thonon (Genfer See) nach Nizza — ist ein Archetyp: über 600 km, zigtausende Höhenmeter, Dörfer und Verpflegungspunkte und viele saisonale Varianten.

Verschiedene Athleten verfolgten sehr unterschiedliche Stile. Louis-Philippe Loncke absolvierte den GR5 / GTA ungestützt in 23 Tagen, 23 Stunden und 48 Minuten im Jahr 2023, startete in Nizza und erreichte Thonon in knapp unter 24 Tagen. Sein Versuch zeigt den Zeithorizont eines selbstunterstützten alpinen Speed-Records: lang, logistisch anspruchsvoll und anfällig für Wetter oder gesperrte Wege. Fastest Known Time+1

Andere Athleten haben denselben Korridor mit aggressiverem Tempo und Unterstützung angegangen und deutlich kürzere Zeiten erzielt. Der praktische Punkt für Leser: Bei FKTs auf langen Routen definiert der Stil die Herausforderung. Ungestützte Versuche verzichten auf die Unterstützung eines Teams für Reinheit und strikte Selbstständigkeit; gestützte Versuche ermöglichen schnellere Zeitpläne, werden aber von der FKT-Community anders bewertet. Der GR5/GTA ist ebenso eine Studie in Strategie — Verpflegung, Schlafdisziplin, Routenwahl — wie in Ausdauer.


Verbindungen und das Maßstabsproblem: Kilian Jornets 82 × 4000 m Gipfel

Die Form, die in den letzten Jahren die Vorstellungskraft der alpinen FKTs am stärksten erweitert hat, ist die lange, mehrgipflige Verbindung – das Aneinanderreihen dutzender klassischer Ziele zu einer kontinuierlichen Unternehmung.

Ende August 2024 vollendete Kilian Jornet ein Projekt, das oft als die „82 Alpengipfel über 4000 Meter“ bezeichnet wird – er verband alle 82 traditionell anerkannten 4000er der Alpen in 19 Tagen (19 T 16 h laut einigen Aufzeichnungen) ausschließlich aus eigener Kraft, mit einer Mischung aus Laufen, Bergsteigen und Radfahren zwischen den Massiven. Jornets Projekt ist bemerkenswert in seinem Umfang: über 1 200 Kilometer und mehr als 70 000 Höhenmeter wurden dokumentiert, wobei der überwiegende Teil zu Fuß zurückgelegt wurde. Die Unternehmung war logistisch unterstützt, erforderte jedoch unerschütterliche tägliche Fokussierung und ein extrem striktes Schlafmanagement. Fastest Known Time+2Reuters+2

Warum spielt ein solches Verbindungsprojekt in der FKT-Diskussion eine Rolle? Weil es „schnell“ neu definiert – nicht als Sprint von Punkt A nach B, sondern als Modell für Ausdaueralpinismus, bei dem Routenwahl, Übergangseffizienz (einschließlich Mikroschlaf) und Ortskenntnis den Unterschied zwischen machbar und unmöglich ausmachen. Jornets Projekt zeigt auch, dass moderne FKTs oft disziplinübergreifend sind – Laufen, Radfahren, Klettern und manchmal Skifahren – und dass die FKT-Community hybride Definitionen akzeptiert, wenn die Regeln klar festgelegt sind.


Straße und Rad: Route des Grandes Alpes auf zwei Rädern

Geschwindigkeit in den Bergen bedeutet nicht nur Singletrails oder Gletscher; auf Asphalt bieten die Alpen ihre eigenen Prüfungen. Die Route des Grandes Alpes – eine klassische Hochpassstraße vom Genfersee bis zum Mittelmeer – ist zu einem prestigeträchtigen Ziel für Ultracyclisten geworden.

Im September 2024 fuhr Thibaut Clément die gesamte Route des Grandes Alpes (Thonon → Nizza) in 38:46:56 und stellte damit eine der schnellsten bekannten Zeiten für die vollständig selbstunterstützte, durchgehende Strecke auf – über 700 Kilometer mit mehr als 17 500 Höhenmetern. Die offiziellen Kanäle der Route des Grandes Alpes und begleitende Berichterstattungen dokumentierten die Fahrt und bezeichneten sie als zeitgenössischen Referenzpunkt für die Route. en.routedesgrandesalpes.com+1

Rad-FKTs unterscheiden sich von Berg-FKTs dadurch, dass Straßenbedingungen, Verkehrssituation und Abfahrtstaktik die Ergebnisse stark beeinflussen. Ein Gegenwind auf einem Pass kann Dutzende Minuten kosten; eine Straßensperre erzwingt Umwege. Wie bei Fuß-FKTs ist der Athlet, der Wetter, Ernährung und Abfahrtstechnik in seine Planung integriert, am ehesten erfolgreich.


Die Nordwände: technisches Speedklettern

Geschwindigkeit auf technisch anspruchsvollen alpinen Routen hat einige der spektakulärsten Rekorde der Alpen hervorgebracht. Dani Arnolds Serie schneller Solo-Begehungen der großen Nordwände bleibt ein Referenzfall: 2011 kletterte er die Eiger-Nordwand (Heckmair-Route) solo in 2:28 – eine Zeit, die alle bisherigen Bestmarken übertraf und einen neuen Standard für Geschwindigkeit an großen Eis- und Felswänden setzte. Später, 2015, bestieg Arnold die Nordwand des Matterhorns (Schmid-Route) in 1:46 – ebenfalls eine Referenzzeit. Diese Aufstiege zeigen eine andere Berechnung von Geschwindigkeit: Routenkenntnis und perfekte Bedingungen sind entscheidender als reine Fitness. planetmountain.com+1

Speed-Begehungen der Nordwände liegen an einer moralischen und ethischen Schnittstelle: die Routen sind gefährlich und oft von objektiven Risiken geprägt. Wenn Athleten Rekorde anstreben, stehen sie unter Druck, perfekte Bedingungen zu wählen – das gehört zum Handwerk – doch gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Speed-Ethik Begehungen unter ungeeigneten Bedingungen normalisiert. In der Klettergemeinschaft wird darüber diskutiert, wo Mut endet und Leichtsinn beginnt; FKTs an den Nordwänden machen diese Debatte unausweichlich.

Trends, Technologie und Veränderungen in den letzten Jahren

Einige klare Trends erklären die Beschleunigung der FKTs in den Alpen:

Verschmelzen von Disziplinen. Ski- und Lauf-Hybrid-FKTs (wie die jüngsten Mont-Blanc-Versuche) zeigen, wie Ski die Abfahrtszeit verkürzen und in bestimmten Saisons auch den Aufstieg beschleunigen können. Die FKT-Community akzeptiert mittlerweile Disziplinlabels (Fuß, Ski, Rad), da die Disziplin das Ergebnis signifikant beeinflusst. Fastest Known Time+1

Logistik & Unterstützung. Unterstützte Versuche können Stunden oder Tage auf einer Route einsparen; selbstunterstützte Versuche verzichten auf externe Hilfe für mehr Reinheit. Athleten und Teams planen zunehmend Resupplies, Kurzpausen, GPS-Kontrollpunkte und Notfallpläne mit chirurgischer Präzision.

Ausrüstung & Training. Ultraleichte Ski, Carbonstöcke und ultraleichte Steigeisen zusammen mit gezieltem Höhentraining und Periodisierung ermöglichen es Elite-Athleten, sehr hohe Leistungswerte in großer Höhe aufrechtzuerhalten — eine notwendige Voraussetzung, um große Ziele in kurze Zeitfenster zu komprimieren.

Verifikation & Transparenz. GPS-Tracks, zeitgestempelte Medien und Community-Überprüfung (hauptsächlich über FKT-Register und unabhängige journalistische Berichterstattung) sind inzwischen Standard, um Ansprüche zu validieren. Dies hat das Vertrauen in Rekordlisten erhöht und Normen geschaffen, wie Details (Routenvarianten, Startpunkte, Stil) deklariert werden müssen.

Umweltveränderungen. Gletscherrückgang, Steinschlag und veränderte Schneebedingungen haben klassische Linien verändert; in einigen Fällen sind Routen, die vor einem Jahrzehnt einfach waren, jetzt länger oder gefährlicher. Dies erschwert Vergleiche über Jahrzehnte hinweg und unterstreicht, warum FKTs immer Saison und Routenvariante angeben müssen.

Ethik, Verifikation und Grenzen des Vergleichs

Nicht alle FKTs sind vergleichbar und nicht alle sind gleichermaßen lehrreich. Wichtige Punkte, die für Leser und potenzielle Herausforderer klar sein sollten:

  1. Stilangabe ist entscheidend. Unterstützte, selbstunterstützte und nicht unterstützte Versuche stellen jeweils unterschiedliche Herausforderungen dar. Geben Sie immer an, welchen Stil Sie gewählt haben.
  2. Routentransparenz. Nennen Sie Startpunkt, Ziel und Variante exakt. Ein „Mont Blanc“-FKT ohne Routen- oder Startdetails ist bedeutungslos.
  3. Bedingungen. Schnee und Saison beeinflussen sowohl Zeit als auch Risiko. Gletscherbedingungen im Frühling können Skiabfahrten schnell, aber gefährlich machen; Steinschlag im Spätsommer kann einen Grat verlangsamen.
  4. Verifikation. Veröffentlichen Sie einen GPS-Track, loggen Sie Fotos mit Zeitstempeln und idealerweise einen unabhängigen Zeugen oder Medienbericht. Die Community akzeptiert Ansprüche eher, wenn sie reproduzierbar und gut dokumentiert sind.

Praktische Lektionen für alle, die FKTs anstreben

Wenn Sie inspiriert sind, ein FKT anzugehen, hier einige prägnante, praktische Erkenntnisse aus den oben genannten Beispielen:

  • Wählen Sie Ihren Stil und stehen Sie dazu. Geben Sie klar an, ob Sie unterstützt werden oder nicht. Ihre Logistik bestimmt mehr als marginale Fitnessgewinne die möglichen Zeiten.
  • Meistern Sie die Übergänge. Bei hybriden Routen (Laufen → Ski → Steigeisen) summieren sich Sekunden bei Ausrüstungswechseln. Üben Sie die Übergänge, bis sie reflexartig ablaufen.
  • Das Wetter ist der unsichtbare Konkurrent. Ein FKT zu gewinnen bedeutet oft, das richtige Wetterfenster zu erwischen, besonders an exponierten Graten oder langen Abfahrtsabschnitten.
  • Sicherheit zuerst. Gute FKTs sind schnell, aber nicht leichtsinnig. Wenn objektive Gefahren zunehmen, ist die verantwortungsvolle Wahl, aufzuhören und einen anderen Tag zu versuchen.
  • Dokumentieren Sie alles. GPS, Zeitstempel und Metadaten sind nicht nur Bürokratie – sie sind die Währung der Glaubwürdigkeit.

Kontinuierlich die Grenzen verschieben

FKTs in den Alpen sind ein Studium der Kontraste. Einige sind minimalistische Ausdauerleistungen – lange selbstunterstützte Durchquerungen, deren Wert in der Konsistenz über Tage liegt. Andere sind wie Blitze: Solo-Speed-Besteigungen, skiunterstützte Gipfeltouren, die Tradition in Stunden komprimieren. Gemeinsam verändern sie, wie wir alpine Leistung denken: nicht als einen einzigen Sport, sondern als ein Konstellation von Disziplinen und Stilen, jeder mit eigenen Standards.

Diese Hybridität ist das Geschenk der Alpen an die FKT-Welt. Das Gelände ist alt und in seiner Grobform unveränderlich, aber praktisch sind die Routen jede Saison neu. Athleten lernen beim Verfolgen von FKTs nicht nur das schnellste Tempo, sondern auch die besten Entscheidungen: die richtige Routenvariante am richtigen Tag, die Übergänge, die Minuten sparen, die Art, gerade genug zu tragen und nichts Essentielles zurückzulassen. Für Leser sind die Rekorde sowohl Spektakel als auch Handbuch – Inspiration mit unmittelbar anwendbaren Lektionen für jeden, der sich in alpines Tempo wagt.

Quellen für die wichtigsten oben zitierten Fakten

  • Benjamin Védrines, Mont Blanc (Hin- und Rückweg über Grands Mulets) – FKT-Eintrag und Berichterstattung (24. Mai 2025). Fastest Known Time+1
  • Élise Poncet, Frauen FKT Ski Mont Blanc (16. Mai 2025). Fastest Known Time+1
  • Kilian Jornet, „European Alps 82 4000ers“ Link-up (Aug–Sep 2024). Fastest Known Time+1
  • Louis-Philippe Loncke, Grande Traversée des Alpes / GR5 (2023, ~23 T 23 h 48 m, unsupported). Fastest Known Time+1
  • Thibaut Clément, Route des Grandes Alpes Radzeit (38:46:56, Sept 2024). en.routedesgrandesalpes.com+1
  • Dani Arnold — Geschwindigkeitsrekorde am Eiger (2:28) und Matterhorn (1:46) sowie andere Nordwände. planetmountain.com+1

Zeitleiste bemerkenswerter alpiner FKTs

  • 2011: Dani Arnold — Eiger Nordwand (Heckmair-Route) in 2h 28min.
  • 2015: Dani Arnold — Matterhorn Nordwand (Schmid-Route) in 1h 46min.
  • 2021: Karel Sabbe — Via Alpina Red Trail in 30T 8h 57min.
  • 2022: Mario Hipleh — Alpine Passes Trail (Schweiz) in 15T 15h 19min.
  • 2024: Kilian Jornet — Verknüpfung der 82×4.000 m Gipfel in 19T 16h.
  • 2024: Thibaut Clément — Route des Grandes Alpes in 38h 46min.
  • 2025: Benjamin Védrines — Mont Blanc Rundtour (Grands Mulets) in 4h 54min 41s.

Regeln zur FKT-Verifizierung

  • Dokumentation: GPS-Spuren, Zeitstempel, Fotos oder Videos müssen die Routenfertigstellung eindeutig belegen.
  • Unterstützungsart: Muss gemäß FKT-Standards als gestützt, selbstversorgt oder nicht gestützt angegeben werden.
  • Routen-Konsistenz: Athleten müssen die anerkannte Linienführung der Route absolvieren; Abweichungen müssen vermerkt werden.
  • Einreichung zur Verifizierung: Nachweise sind zur Überprüfung an fastestknowntime.com einzureichen.
  • Transparenz: Jegliche Änderungen, Hilfen oder mechanische Unterstützung müssen offengelegt werden.

Ausrüstungs-Checkliste: Mont Blanc Ski/Lauf-Versuch

  • Leichte alpine Ski oder Speed-Touring-Ausrüstung
  • Alpinstiefel kompatibel für Klettern und Skifahren
  • Crampons und leichter Eispickel
  • Gurt, Helm, Seil (für technische Abschnitte oder Spalten)
  • GPS-Tracker, Höhenmesser und Backup-Navigationsmittel
  • Minimale Kleidungsschichten für extreme alpine Bedingungen
  • Ernährung und Flüssigkeitszufuhr optimiert für hohe Leistungsanforderung
  • Not-Biwaksack oder Survival-Kit
  • Wetter- und Lawinensicherheitsausrüstung

*Checkliste adaptiert aus Interviews von Védrines & Poncet, Le Monde 2025.*

Die neue Grenze der alpinen Geschwindigkeit

Die Alpen mit ihren zerklüfteten Gipfeln, weiten Graten und Gletschertälern sind seit langem ein Prüfstand für Bergsteiger, Skifahrer und Ultraläufer. Heute verwandelt eine neue Generation von Athleten diese ikonischen Routen in Geschwindigkeitsarenen und verschiebt die Grenzen dessen, was allein durch menschliche Kraft erreichbar ist. Fastest Known Times — FKTs — sind das Maß für dieses waghalsige Unterfangen und dokumentieren die schnellste Durchquerung einer Route nach spezifischen Unterstützungs- und Verifizierungsregeln.

Von klassischen Hochalpenpässen bis zu Gipfeln, die die Alpen-Silhouette prägen, zeigen diese FKTs sowohl außergewöhnliche Ausdauer als auch ein tiefes Verständnis der Berge selbst. Ob Laufen, Radfahren, Klettern oder Skihochtouren — Athleten fordern die zeitlichen Grenzen heraus und respektieren dabei die unerbittlichen Anforderungen des alpinen Geländes.


Ikonische Trails und Rekorde

Die Grande Traversée des Alpes (GR5)

Von Nizza bis Thonon erstreckt sich der GR5, ein legendärer Weg entlang des Rückgrats der Alpen. 2021 stellte Sébastien Raichon einen selbstunterstützten Rekord von 6 Tagen, 6 Stunden und 27 Minuten auf, wobei er etwa 620 km und 30.000 Höhenmeter bewältigte. Zwei Jahre später absolvierte Louis-Philippe Loncke eine ununterstützte Version in 23 Tagen, 23 Stunden und 48 Minuten und zeigte damit die extremen logistischen Fähigkeiten und die Ausdauer, die nötig sind, um schnell voranzukommen und alles ohne Nachschub zu tragen.

Der GR5 ist nicht nur ein Maßstab für Zeit, sondern auch für Strategie: Läufer und Wanderer müssen Ruhe, Ernährung und Tempo auf einem Gelände optimieren, das von felsigen Alpenpässen bis zu grünen Talwegen reicht.


Multi-Gipfel-Herausforderungen: 82 × 4.000 m

Kilian Jornets 2024er Verknüpfung von 82 alpinen Gipfeln über 4.000 Meter in 19 Tagen und 16 Stunden verschob die Grenzen des körperlich Möglichen in den Hochalpen. Diese Leistung, etwa 1.200 km und 70.000 Höhenmeter umfassend, war vollständig unterstützt — ein logistisches Ballett, das Laufen, Klettern und Radfahren über mehrere Ländergrenzen hinweg kombinierte.

Das Projekt war sowohl eine menschlich angetriebene Durchquerung der höchsten Gipfel als auch ein akribisches Protokollierungsverfahren. GPS-Tracking, fotografische Beweise und Echtzeit-Updates stellten die Überprüfbarkeit sicher und inspirierten eine Generation von Bergathleten, in Begriffen der Verbindung von Gipfeln zu denken, anstatt nur einzelne Peaks zu betrachten.

„Die Herausforderung ist nicht nur körperlich“, bemerkte Jornet in einem veröffentlichten Interview. „Es geht darum, die Berge genau zu kennen, das Wetter zu lesen und auf das eigene Tempo zu vertrauen. Jeder Gipfel lehrt etwas über Ausdauer und Geduld.“
— Kilian Jornet, 2024, veröffentlicht in ExplorersWeb


Sieben Gipfel der Alpen: Selbstangetriebene Verbindung

Michael Strassers selbstangetriebene Reise 2024, bei der er den höchsten Gipfel jedes Alpenlandes abdeckte, repräsentiert einen neuen Typ von Geschwindigkeitsambition: Radfahren und Klettern zu kombinieren, um fast 2.000 km und 20.000 Höhenmeter in 7 Tagen, 10 Stunden und 56 Minuten zu bewältigen. Strassers Leistung zeigt die wachsende Vielfalt der FKT-Projekte, bei denen mehrere Disziplinen auf komplexe, multidimensionale Rekorde treffen.


Ski und Geschwindigkeit: Mont Blanc Besteigungen

Der Mont Blanc, Europas höchster Gipfel, zieht seit langem Bergsteiger und Skifahrer an. Das FKT für Ski-Aufstieg und -Abfahrt ist besonders emblematisch für die „fast and light“-Philosophie. 2025 absolvierte Benjamin Védrines die Route Grands Mulets in 4 Stunden, 54 Minuten und 41 Sekunden und stellte die schnellste bekannte Zeit für den klassischen Auf- und Abstieg auf. Der Maßstab bei den Frauen wurde im selben Jahr von Élise Poncet gesetzt, die die Route in 6 Stunden, 54 Minuten und 47 Sekunden absolvierte.

Diese Rekorde unterstreichen, dass Geschwindigkeit nicht mehr nur menschliche Fortbewegung bedeutet – sie erfordert präzises Timing, optimierte Ausrüstung und tiefes Wissen über die Bergumgebung.


Ultra-Radfahren: Route des Grandes Alpes

FKTs auf dem Rad sind ebenfalls zu einem Markenzeichen alpiner Ambition geworden. 2024 absolvierte Thibaut Clément die Route des Grandes Alpes von Thonon nach Nizza in 38 Stunden, 46 Minuten und 56 Sekunden. Auf 720 km und 17.500 Höhenmetern über 17 bedeutende Alpenpässe kombiniert Cléments Leistung rohe Ausdauer mit ausgeklügelter Routenplanung. Selbstunterstützt zeigt sie, dass Geschwindigkeitsherausforderungen über Laufen und Klettern hinausgehen und jede Form menschlich angetriebenen alpinen Reisens umfassen.


Technische Aufstiege: Salbitschijen, Matterhorn und die klassischen Nordwände

Speed-Kletter-FKTs treiben weiterhin technische Grenzen voran. Dani Arnolds Solo-Durchquerung der drei Hauptgrate des Salbitschijen in 9 Stunden, 36 Minuten und 55 Sekunden zeigt die Beherrschung von Geschwindigkeit und Klettertechnik. Sein Solo-Aufstieg der Nordwand des Matterhorns (Schmid-Route) in 1 Stunde, 46 Minuten und der Speed-Kletteraufstieg der Eiger Nordwand (Heckmair-Route) in 2 Stunden, 28 Minuten verdeutlichen, wie Können, Präzision und Kühnheit in Hochrisiko-Speed-Versuchen zusammenkommen.

Arnold kommentiert in einem Interview:

„An diesen Wänden gibt es keinen Spielraum für Fehler. Es reicht nicht, schnell zu sein; man muss absolut präzise sein. Jede Bewegung zählt.“
— Dani Arnold, Lacrux Climbing News, 2023


Quellen

  • fastestknowntime.com (FKT-Einreichungen, 2021–2025)

  • ExplorersWeb, 2024–2025 Berichterstattung über Kilian Jornet und Michael Strasser

  • Lacrux Climbing News, Interviews mit Dani Arnold, 2011–2023

  • Le Monde, 25. Mai 2025 — Mont Blanc Védrines Rekord

  • ActuMontagne.com, 2024 — Route des Grandes Alpes Radrekord

  • Running Magazine Canada, 2021 — Karel Sabbe Via Alpina FKT

Grande Traversée des Alpes / GR5 (Nice → Thonon)
Trail / alpine traverse
6 d 6 h 27 m — Sébastien Raichon (2021)
~30 000 m + / ~620 km — Self-supported record along the classic GTA line.

GR5 (Nice → Thonon, unsupported)
Trail / alpine traverse
23 d 23 h 48 m — Louis-Philippe Loncke (2023)
~30 000 m + / ~620 km — Fully unsupported version of the same corridor.

European Alps — 82 × 4 000 m Peaks Link-up
Multi-sport (run / climb / bike)
19 d 16 h 0 m — Kilian Jornet (2024)
> 70 000 m + / ≈ 1 200 km — Supported link of all Alpine 4 000 m peaks by human power.

Seven Summits of the Alps
Self-powered (bike + climb)
7 d 10 h 56 m — Michael Strasser (2024)
~20 000 m + / ≈ 2 000 km — Self-supported link of each Alpine nation’s highest peak.

Alpine Passes Trail (Switzerland)
Trail / ultra traverse
15 d 15 h 19 m 31 s — Mario Hipleh (2022)
~40 000 m + / 695 km — Self-supported crossing of 32 Swiss high passes.

Mont Blanc Round Trip (Chamonix → Summit → Chamonix)
Ski-mountaineering
4 h 54 m 41 s — Benjamin Védrines (2025)
~3 840 m + / ~35 km — Fastest ascent-descent via Grands Mulets route.

Mont Blanc (Women’s Ski FKT)
Ski-mountaineering
6 h 54 m 47 s — Élise Poncet (2025)
~3 840 m + / ~35 km — Women’s benchmark for same line and conditions.

Route des Grandes Alpes (Thonon → Nice)
Ultra-cycling
38 h 46 m 56 s — Thibaut Clément (2024)
~17 500 m + / ~720 km — Self-supported over 17 major cols.

Salbitschijen — Three Main Ridges
Ridge climbing / alpine running
9 h 36 m 55 s — Dani Arnold (2023)
~2 400 m + technical — Solo link of three ridges in one push.

Matterhorn North Face (Schmid Route)
Alpine speed climb (solo)
1 h 46 m — Dani Arnold (2015)
~1 100 m vertical — Benchmark solo on a technical north face.

Grandes Jorasses North Face (Walker / Cassin)
Alpine speed climb (solo)
2 h 04 m — Dani Arnold (2018)
~1 200 m vertical — Fastest known solo on this historic line.

Via Alpina Red Trail (Trieste → Monaco)
Trail / alpine thru-run
30 d 8 h 57 m — Karel Sabbe (2021)
~152 000 m + / 2 650 km — Supported; eight countries across the Alps.

Sources: fastestknowntime.com (2021–2025), ExplorersWeb, Lacrux Climbing News, Running Magazine Canada, Le Monde, ActuMontagne.

Fastest Known Times — Alpine Benchmarks

FKTs sind zum stillen Maß moderner Bergfitness geworden — keine Stunts, sondern Ausdruck einer tiefen Vertrautheit mit dem Gelände. In den Alpen, vom Mont Blanc bis zu den Dolomiten, haben Läufer, Radfahrer und Alpinisten leise neue Maßstäbe auf bekannten Routen gesetzt. Diese Liste versammelt einige der zugänglichsten FKTs — Leistungen, die Routen widerspiegeln, die die meisten von uns gegangen, bestiegen oder erträumt haben — und bietet einen seltenen Einblick, was möglich ist, wenn Präzision auf Ausdauer trifft.

Echte Routen, echte Athleten, vertrautes Gelände. Von Skitouren bis zu langen Alpenüberquerungen — dies sind die Zeiten, die neu definieren, was möglich ist — und uns daran erinnern, warum „fast and light“ immer noch inspiriert.

Confirmed Alpine FKTs 

Elise Poncet — Mont Blanc (Chamonix round trip, skis)
⏱ 6 h 54 m 47 s | 📅 16 May 2025
Typical party: 2–3 days (hut/guided ascent + descent).
Source: fastestknowntime.com/fkt/elise-poncet-mont-blanc

Anna DeMonte — Mont Blanc (Chamonix round trip, skis)
⏱ 7 h 29 m 54 s | 📅 5 June 2024
Typical party: 2–3 days.
Source: fastestknowntime.com/fkt/anna-demonte-mont-blanc

Hillary Gerardi — Mont Blanc (Chamonix round trip, on foot)
⏱ 7 h 25 m 28 s | 📅 17 June 2023
Typical party: 2–3 days.
Source: fastestknowntime.com/fkt/hillary-gerardi-mont-blanc

Emelie Forsberg — Mont Blanc (on foot)
⏱ 7 h 53 m 12 s | 📅 2018
Typical party: 2–3 days.
Source: fastestknowntime.com/route/mont-blanc-france

Elena Fernández López — Matterhorn (Hörnli Ridge round trip)
⏱ 11 h 15 m 26 s | 📅 11 Aug 2023
Typical party: 1–2 days via Hörnli Hut.
Source: fastestknowntime.com/fkt/elena-fernandez-lopez-matterhorn

Kaylee Wilson — Montenvers → Mer de Glace (Mont Blanc massif)
⏱ 1 h 19 m 22 s | 📅 29 Jul 2024
Typical party: 2–3 h each way.
Source: fastestknowntime.com/fkt/kaylee-wilson-montenvers-mer-de-glace

William Boffelli — Mont Blanc (Chamonix round trip, skis)
⏱ 4 h 43 m 24 s | 📅 31 May 2025
Typical party: 2–3 days (hut/guided).
Source: [PlanetMountain / FKT record 2025]

Benjamin Védrines — Mont Blanc (Chamonix round trip, skis)
⏱ 4 h 54 m 41 s | 📅 24 May 2025
Typical party: 2–3 days.
Source: [L’Équipe / FastestKnownTime update 2025]

Kilian Jornet — Mont Blanc (Chamonix round trip, on foot)
⏱ 4 h 57 m 34 s | 📅 11 Jul 2013
Typical party: 2–3 days.
Source: [fastestknowntime.com / athlete page]

Andreas Steindl — Matterhorn (Hörnli Ridge round trip)
⏱ 3 h 59 m 52 s | 📅 27 Aug 2018
Typical party: 1–2 days (technical route).
Source: [PlanetMountain Matterhorn record]

Petter Restorp — Haute Route Chamonix→Zermatt (unsupported)
⏱ 20 h 26 m 32 s | 📅 11–12 Aug 2021
Typical party: 6–12 days (hut-to-hut walking/ski).
Source: [fastestknowntime.com/route/haute-route-chamonix-zermatt]

Dominique Jean — Tour du Mont Pourri
⏱ 5 h 25 m 38 s | 📅 18 Jul 2025
Typical party: 6–10 h.
Source: [fastestknowntime.com/route/tour-du-mont-pourri-france]

Rami Haddad & Fabian Rupprecht — Sella Ronda loop (trail)
⏱ 5 h 58 m 46 s | 📅 Jul 2025
Typical party: day loop (ski / bike).
Source: [fastestknowntime.com/route/sella-ronda-italy]

Yannick Lutz — Tour du Mont Blanc (MTB bikepacking)
⏱ 12 h 27 m | 📅 Sep 2019
Typical party: 2–4 days by bike.
Source: [fastestknowntime.com/fkt/yannick-lutz-tour-du-mont-blanc]

Kilian Jornet — 82 × 4,000 m peaks (link-up project)
⏱ 19 days total | 📅 Aug–Sep 2024
Typical party: 1–3 days per summit.
Source: [Red Bull / FKT press release 2024]

Classic routes, races & benchmarks (no formal FKT submission)

Tour du Mont Blanc (full loop running benchmark)
Elite running time: ≈ 20–24 h | Typical hiker: 8–11 days.
UTMB races provide best comparison data.

François D’Haene — UTMB record (time ≈ 19 h 01 m 32 s, 2017)
Typical hiker: 8–12 days for same loop.

Sierre–Zinal (trail race course record)
Philemon Kiriago — 2 h 28 m 45 s (2025 winner).
Typical hiker: 6–10 h; runner: 2.5–4.5 h.

Cycling — Alpe d’Huez record
Marco Pantani — 37 m 35 s (Tour de France 1997).
Typical cyclist: 1.5–3 h for ascent within a day ride.

Cycling — Stelvio / Gavia / Galibier fastest pro ascents
Various Strava / race times ~ 45–60 min for pros.
Typical cyclist: 3–6 h for full day loop.

Dolomites — Maratona dles Dolomites route fast times
Elite 6–8 h | Typical rider: full day.

Paragliding XC — Annecy → Switzerland / Italy distance records
Elite pilots: 100–250 km in a day under FAI/IGC verification.
Recreational pilots: single long day flight (40–80 km typical).

Mont Blanc Traversée Royale / multi-summit variants
Elite FKT style attempts exist (unsupported single-day).
Typical guided party: 2–4 days.

Matterhorn — Lion / Hörnli variation fast ascent
Kilian Jornet — 2 h 52 m (Lion Ridge variation 2013).
Typical guide party: 1–2 days.

Regional MTB loops (e.g. La Thuile / 3 Vallées / Aosta)
Elite FKTs 12–30 h depending on line.
Typical rider: 1–2 days per loop.