
Die legendäre rote Rettungsflotte der Schweiz startet in eine neue Ära: Rega setzt den fünfflättrigen Airbus H145 D3 erstmals in den Alpen ein.
Ein Hubschrauber für die Schweiz
An einem feuchten Frühlingsmorgen in Lausanne hob der rot-weiße Rega-Helikopter vom Vorfeld ab und zog eine enge Kurve über dem Genfersee. Aus der Ferne schien alles wie gewohnt – doch aus der Nähe war etwas anders: Der Rotor bildete einen perfekten Kreis, seine fünf Rotorblätter leise und elastisch in der feuchten Luft. Das Fluggerät – intern „E45“ genannt, offiziell Airbus H145 D3 – ist der erste von 21 neuen Helikoptern, die bis 2026 die gesamte Rettungsflotte der Schweiz ersetzen sollen.
Ein Helikopter für den Alpenraum
Rega benötigt Leistung in der Höhe, Platz für Trage und Winde sowie Avionik, die durch nebelverhangene Täler navigieren kann. Der H145 D3 bringt 150 kg mehr Nutzlast als das Vierblattmodell, erreicht mühelos 5.000 m und fliegt rund 230 km/h – mit einem wartungsarmen Rotor ohne Lager. Die Kabine bietet Platz für ein komplettes Intensivpflege-Setup; außen hebt eine 90-Meter-Winde 250 kg von kleinsten Absätzen.
Rega forderte von Airbus zudem ein einzigartiges Feature: einen Vier-Achsen-Autopiloten gekoppelt mit satellitengestützten RNP-AR-Anflügen. Diese erlauben präzise Kurvenanflüge bei Nebel oder Schneefall. Das System wurde 2023 von der Schweizer Behörde zertifiziert; erste Daten deuten darauf hin, dass die Zahl wetterbedingter Einsatzabbrüche halbiert werden könnte.
Vom Gönnerbeitrag zum Hightech-Standard
Die Anschaffung der 21 neuen Hubschrauber inklusive medizinischer Ausstattung kostet über 200 Mio. CHF – ohne staatliche Mittel. Rega ist eine gemeinnützige Stiftung, finanziert von über 3,5 Millionen Gönnern, also zwei von fünf Schweizern. Dieses Solidaritätsmodell stammt aus dem Jahr 1966, als Rega kurz vor dem Aus stand.

Photo: Rega
So funktioniert das System
14 Stützpunkte, jederzeit einsatzbereit. Einsatzzentrale am Flughafen Zürich nimmt Anrufe via 1414 entgegen.
Standard-Crew: Pilot, Notarzt, Sanitäter/Windenoperator. Bei Bergrettungen oft ergänzt durch SAC-Spezialisten.
Internationale Repatriierung: Drei CL-650-Jets stationiert in Kloten.
Ständige Nachfrage
2024 flog Rega 19.667 Einsätze, behandelte 12.847 Patienten – 35 täglich. 2023 war sogar Rekordjahr. Häufigste Gründe: Skiunfälle, Herznotfälle, Verkehr. Aber auch: Frühchenverlegung, Höhenrettung.
Der E45 im Einsatz
Mehr Nutzlast: 150 kg extra durch leichtere Rotorstruktur.
Präziser IFR: dank RNP-AR auch bei schlechtem Wetter sicher im Tal.
Einheitliche Flotte: weniger Ersatzteile, effizientere Schulung.
Leiser: der Fünfblattrotor reduziert Lärm – gut für Bergdörfer.
Rega im Zeitstrahl
1952: Erste Rettung nahe Davos.
1966: Gönnermodell eingeführt.
1971: Erste Alouette III durch Gönner finanziert.
1980: Rettung eines Fallschirmspringers in der Luft.
2009: AW109SP „Da Vinci“ für Hochgebirgseinsätze.
2022–25: Staffelweise Umstellung auf H145 D3 – größtes Projekt der Rega-Geschichte.
Ausbildung mit Weitblick
Die Umschulung erfolgt am Full-Flight-Simulator in Opfikon (H145 D3 zertifiziert ab 2024). Windentraining findet an einem Turm beim Rega-Zentrum statt. Ärzte rotieren durch Unikliniken. Patrick Klaus: „Weniger Hoffnung, mehr Daten.“
Einsatzbeispiel
10:42 – Alarm: Absturz am Mittellegigrat. Partner meldet via Rega-App (GPS gesendet).
10:47 – Start der E45 aus Bern.
11:02 – Schweben auf 3.600 m. Abseilen des Arztes.
11:08 – Stabilisierung im Flug.
11:19 – Landung via RNP-AR auf dem Dach des Inselspitals. 37 Minuten Gesamtzeit.
Blick in die Zukunft
Tieflandbasen erhalten die H145 D3 bis Winter 2025, alpine Stützpunkte folgen 2026. Tests zu digitalen Brillen und Akku-Winden laufen. Für Gönner bleibt’s einfach: CHF 40 pro Jahr – und die Gewissheit, dass Hilfe alle 26 Minuten bereitsteht.
In einem Land, wo Lawinenzäune und Schokolade-Chalets sich ein Bild teilen, ist der E45 mehr als Technik – er ist ein Versprechen.
📷 Foto: Rega
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